Hierarchieniedrige Schreibprozesse
Die pädagogischen Fachpersonen sind sich bewusst, dass die grundlegenden Schreibfähigkeiten eine wichtige Voraussetzung für den Erwerb der hierarchiehohen Schreibprozesse darstellen und berücksichtigen diese Tatsache bei der Planung ihres Unterrichts.
Damit sich die Lernenden beim Schreiben auf die hierarchiehohen Schreibprozesse konzentrieren können, müssen die hierarchieniedrigen, grundlegenden Schreibfähigkeiten gut ausgebildet sein. Die hierarchieniedrigen Schreibprozesse umfassen das geläufige handschriftliche Schreiben oder fehlerfreie Tippen auf der Tastatur, die Beherrschung der Rechtschreibung und das flüssige Abrufen von sprachlichem Wissen. Da der Erwerb dieser Fähigkeiten am Ende des zweiten Zyklus keineswegs abgeschlossen ist, gilt es, diesen Bereich über alle Schulstufen hinweg im Blick zu behalten.
1. Schritt
Verschaffen eines Überblicks über den aktuellen Lernstand der Lernenden bezogen auf die grundlegenden Schreibfähigkeiten.
2. Schritt
Bereitstellen eines Lernarrangements, dass bei Bedarf sowohl die grundlegenden als auch die hierarchiehohen Schreibprozesse fördert.
| D.4.A.1.d) | Die Lernenden können das ganze Alphabet einer unverbundenen Schrift sowie die Ziffern mit optimalen Abläufen geläufig schreiben. Die Lernenden können alle Laute und Lautverbindungen heraushören und in lautgetreuer (nicht unbedingt orthografisch korrekter) Schreibung entsprechenden Buchstaben zuordnen. Die Lernenden können vertraute Wörter, Wendungen und Satzmuster in alltäglichen, bekannten Schreibsituationen verwenden und ihren produktiven Wortschatz aktivieren (z.B. kurzer Brief, Briefformeln). |
| D.4.A.1.g) | Die Lernenden entwickeln Elemente einer persönlichen Handschrift. Die Lernenden können in einem dem Formulieren dienlichen Tempo mit verschiedenen Schreibgeräten leserlich schreiben bzw. beherrschen die dafür nötige Feinmotorik. Die Lernenden können Wörter, Wendungen und Satzmuster in verschiedenen Schreibsituationen angemessen verwenden und ihren produktiven Wortschatz aktivieren (z.B. Notizen machen, Mindmap erstellen, Bericht oder Erzählung verfassen). |
| D.4.A.1.i) | Die Lernenden können ausreichend automatisiert (Handschrift und Tastatur) schreiben, um genügend Kapazität für die höheren Schreibprozesse zu haben (z.B. Ideen finden, planen, formulieren, überarbeiten). Die Lernenden können den entsprechenden Wortschatz (z.B. textverknüpfende Mittel) aktivieren, um Sätze und Texte angemessen zu strukturieren. |
Lehrmittel «Unterwegs zur persönlichen Handschrift»
Dieses Lehrmittel bietet Lehrpersonen, die Kinder auf dem Weg zur persönlichen Handschrift begleiten, Erkenntnisse, Anleitungen und Hilfestellungen für den Unterricht. Es eignet sich für die beiden ersten Zyklen der Primarstufe und wird von der kantonalbernischen Lehrmittelkommission empfohlen.
Sturm, Afra; Nänny, Rebekka & Wyss, Stefanie (2017). Entwicklung hierarchieniedriger Schreibprozesse. In: Philipp, Maik (Hrsg.), Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben (S. 84 – 104). Weinheim: Beltz.
Sturm, Afra (2017). Förderung hierarchiehoher Schreibprozesse. In: Philipp, Maik (Hrsg.), Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben (S. 266 – 284). Weinheim: Beltz.